Entdeckungen und Ausgrabungen
Töpfereifunde des 16. Jahrhunderts
Zug, Oberaltstadt 3/4
In den Jahren 1993/1994 wurde in der Zuger Altstadt ein Töpferofen ausgegraben, der mit Töpferabfall verfüllt worden war. Töpfereifunde des 16. Jahrhunderts sind sehr selten und für die Handwerksgeschichte und Keramikforschung der Schweiz von grosser Bedeutung. Die Auswertung der Funde hat ergeben, dass in der Zuger Altstadt eine vielfältige Palette an Objekten wie Geschirr- und Ofenkeramik, Eulengefässe, Tonstatuetten, Appliken, Miniaturgefässe und Kinderspielzeug hergestellt wurden. Der Produktionsnachweis von Fayenceglasur und Eulengefässen kennt nördlich der Alpen nur wenige Vergleichsbeispiele und unterstreicht die Wichtigkeit der Fundstelle in der Zuger Altstadt. Die Ergebnisse der Auswertung liegen seit 2016 in gedruckter Form vor (Archäologie der Stadt Zug, Band 2).
Wundertätige Schabmadonnen
Diverse Fundorte Kanton Zug
Madonnen-Statuetten des 18. Jahrhunderts aus Einsiedeln, gefunden im Kanton Zug. Die Kopien des Einsiedler Gnadenbildes sollen mit Material aus der Gnadenkapelle hergestellt worden sein, weshalb abgeschabtes Material der Figürchen im Glauben an eine wundertätige Wirkung verzehrt wurde.
Götter, Räder und ...
Baar, Baarburg
Römische Bronzestatuette des Merkur mit den typischen Attributen (Hut mit Flügeln, Mantel, geflügelte Schuhe). Ursprünglich trug er in der rechten Hand wohl einen Geldbeutel und in der linken den Hermesstab. Merkur wurde als Gott der Reisen und des Geschäftsglücks verehrt, sowie als Bote zwischen Göttern und Menschen, Lebenden und Toten. Ursprünglich dürfte die Statuette in einem Heiligtum (öffentlich oder privat) aufgestellt gewesen sein, ob sie in dieser Funktion oder erst als Altmetall auf die Baarburg gelangte, ist nicht bekannt (Tugium 25/2009)
Zürcher Pfennige in Baar
Baar, Büel
Vor knapp zweihundert Jahren fand man beim Graben eines Kellers zwei Pfennige der Fraumünsterabtei in Zürich. Sie stammen aus dem 12. Jahrhundert und sind somit älter als die Stadt Zug oder das Kloster Frauenthal. Die Münzen waren in Privatbesitz und wurden 2012 dem Kanton Zug übergeben.
Eine bemalte Stube aus dem Mittelalter
Baar, Leihgasse 39/41
Bevor das Haus Leihgasse 39/41 in Baar abgebrochen wurde, führte das Amt für Denkmalpflege und Archäologie eine baugeschichtliche Untersuchung durch. Dabei stellte sich überraschend heraus, dass sich, gewissermassen ummantelt von der Bausubstanz aus dem 17. Jahrhundert, ein mittelalterlicher Gebäudekern erhalten hatte. Eine Jahrringdatierung der darin verbauten Hölzer ergab ein Fälldatum im Winterhalbjahr 1419/1420. Mit der Errichtung des Gründungsbaus dürfte im Frühjahr 1420 begonnen worden sein. Damit handelt es sich um das zurzeit älteste bekannte Wohnhaus in der Gemeinde Baar und um den ältesten Ständerbau im Kanton Zug ausserhalb des Stadtgebiets. Ausserordentliche Malereien, die rund hundert Jahre nach der Errichtung an den Stubenwänden angebracht worden waren, geben einen einmaligen Einblick in die ländliche Lebenswelt zur Reformationszeit. Die auf dem Foto abgebildete Bohlenwand zeigt eine Bildkomposition mit einem Zuger Fahnenträger sowie den Heiligen St. Martin und St. Eligius.
Nach der Dokumentation vor Ort wurden die überlieferten Elemente des Gründungsbaus sorgfältig abgebaut. Sie befinden sich derzeit in den Depoträumlichkeiten des Amtes für Denkmalpflege und Archäologie. Die Wandmalereien wurden mittlerweile behutsam konserviert und restauriert (Tugium 31/2015).
6000 Jahre alte Prunkaxt
Cham, Eslen
Unterwassergrabungen im Zugersee führten im Januar 1999 zur Entdeckung eines weltweit einzigartigen Fundes. Etwa 70 m vom Ufer entfernt lag eine über 6000 Jahre alte Doppelaxt mit 120 cm langem, verziertem Schaft. Gebrauchsspuren, Beschädigungen sowie Experimente zeigen, dass die Axt vielfältig verwendet wurde und so gefertigt war, dass sie sich insbesondere für den Einsatz in Gewässern oder in Gewässernähe eignete. Ein Einsatz als Bootshaken, Netzhaken, zum Wegräumen von Treibholz zum Einschlagen von Fischerei-Staken, zum Freistossen oder -graben eines Bootes ist ebenso denkbar wie ihr Gebrauch zum Erlegen, Häuten und Schlachten von Wild oder grossen Fischen, aber auch als Kampfwaffe. Höchstwahrscheinlich hatte die Axt darüber hinaus auch eine oder mehrere Bedeutungen im mythisch-religiösen und/oder sozialen Bereich. Diese dürften auf allen Ebenen der Herstellung, der Gebrauchsweise und der Nutzung eines solchen Gerätes eine Rolle gespielt haben.
Cham, Äbnetwald
Gräberfeld im Umbruch
Gefaltetes, verziertes Goldblechband mit Brandspuren aus einem beraubten, spätbronzezeitlichen Steinkistengrab. Die Art der Verzierung ist typisch für die an sich sehr raren Goldfunde der Spätbronzezeit, eine ähnliche Verzierung findet sich beispielsweise auf einem als Diadem angesprochenen Goldblech aus einem Frauengrab aus Binningen im Kanton Baselland.
Live-Grabung im Museum
Bei den Ausgrabungen im Zuge des Kiesabbaus im Äbnetwald bei Oberwil (Gemeinde Cham) bargen die Fachleute ein Urnengrab als Block mitsamt der umgebenden Erde. Im Museum konnte der Grabungstechniker die Bestattung aus der Zeit um 1250 v. Chr. sorgfältig freilegen und sie fachgerechter dokumentieren, als dies auf der Baustelle möglich gewesen wäre.
Römische Venusfiguren
Cham, Hagendorn
Im Jahre 2004 wurden am Ufer eines in römischer Zeit genutzten Wasserkanals gegen 30 Statuetten aus Ton ausgegraben. Die Figürchen zeigen Muttergöttinnen und die Göttin Venus (Foto), die wohl in einem Heiligtum verehrt wurden. Höhe linke Figur: 20 cm.
Hochmittelalterliche Burgmauer
Cham, Schloss St. Andreas
Im Zuge der Restaurierung von Schloss St. Andreas untersuchte das Amt für Denkmalpflege und Archäologie die Anlage bauhistorisch. Dabei zeigte sich, dass sich in der Fassadenmauer bis heute wesentliche Teile der Burgmauer verbergen. Sie ist zwei Meter dick, mindestens zwölf Meter hoch, stammt aus der Zeit um 1200 und verfügt über Schartenfenster.
Mariendarstellung
Unterägeri, Unterblacki
Das Bauernhaus im Hürital wurde 1510 als Blockbau errichtet und hat viel von seiner alten Bausubstanz bewahrt. Bei der Restaurierung und archäologischen Untersuchung fanden sich zahlreiche Spuren der Bewohnerinnen und Bewohner, so an der Stubenwand ein wertvoller Druck mit der Darstellung der «Sieben Schmerzen Mariens» aus dem 16. Jahrhundert.
Cham, Alpenblick
Rettungsgrabung im Winter
Die zweite und abschliessende Etappe der Rettungsgrabung Cham-Alpenblick startete bei kaltem Winterwetter im Februar 2010. Trotz widrigster Bedingungen gelang es den Ausgräberinnen und Ausgräbern auf insgesamt 2650 Quadratmeter Grabungsfläche die prähistorischen Pfahlbaudörfer freizulegen.
Der Seilerschopf auf dem Ballenberg
Unterägeri, Lidostrasse 21
Bis im April 2010 war der ehemalige Seilerschopf an der Lidostrasse 21 in Unterägeri eine Station des «Industriepfad Lorze». Erbaut wurde der 52 Meter lange und drei Meter breite Schopf im Jahr 1896. Eine geplante Neuüberbauung brachte den Verlust aller alten Gebäude auf der Liegenschaft der ehemaligen Seilerei mit sich. Das Freilichtmuseum Ballenberg bei Brienz zeigte Interesse am historischen Gewerbebau. Vor dem Abbau liess das Amt für Denkmalpflege und Archäologie die ehemalige Seilerei sorgfältig dokumentieren, eine unabdingbare Voraussetzung für den korrekten Wiederaufbau. Der Seilerschopf wurde auf dem Ballenberg anhand der Pläne und der Nummerierung der Bauteile Stück für Stück wieder auf- und eingerichtet. Der Seilereischopf ist seit 2011 und nach dem Wirtshaus Degen aus Hünenberg das zweite Gebäude aus dem Kanton Zug im Freilichtmuseum.
Pestopfer oder Familiengräber?
Zug, ehem. Friedhof bei St. Oswald
Auf dem Friedhof bei der Kirche St. Oswald wurde 1480‒1867 bestattet. Bei Leitungsgrabungen stiessen Archäologen 2012 auf mehrere Gräber. Darunter waren Doppelbestattungen mit je einem Kind in den Armen einer Frau. Handelt es sich um die Opfer einer Seuche oder Patienten des nahen Spitals?
Spuren des Stadtbrands 1371
Zug, Oberaltstadt 13
Das Haus Oberaltstadt 13 wurde 2006/07 archäologisch und bauhistorisch untersucht. Dabei fanden sich im Boden die Reste eines vollständig abgebrannten Vorgängerbaus, in dessen Küche verbrannte Birnen lagen. Dies sind Spuren eines Stadtbrandes, der 1371 fast die ganze Stadt Zug zerstört hatte.
Es gab auch schon in der Steinzeit Metallwerkzeug
Zug, Riedmatt
Jungsteinzeitliches Kupferbeil aus der Seeufersiedlung Riedmatt (32. Jh. v. Chr.) im Zustand der Auffindung. Es besteht aus sehr reinem Kupfer, das einen leicht erhöhten Arsengehalt aufweist. Sowohl aufgrund der Form, wie auch der chemischen Analysen der Spurenelemente steht es der Beilklinge des Eismumien-Fundes ("Ötzi") vom Tisenjoch (Südtirol) und den Beilklingen aus dem Gräberfeld von Remedello-Sotto (Prov. Brescia) ausserordentlich nahe. Die Verhältniszahlen der Blei-Isotopen der Beilklinge von Riedmatt und vom Tisenjoch sind beinahe deckungsgleich. Dies belegt, dass die beiden Beilklingen aus den "Colline Metallifere" in der südlichen Toskana stammen und bezüglich Datierung, Rohstoffquelle und Handwerkstradition eng zusammengehören.
Eine 550 Jahre alte, bewegte Baugeschichte
Zug, St. Oswalds-Gasse 10
Das Haus St. Oswalds-Gasse 10 wurde 1447 vor den Mauern der Altstadt erbaut und beherbergte zumindest zeitweise eine Schuhmacherwerkstatt. 1640 kaufte die Stadt das Haus und richtete darin das Pfarrhaus ein. Die Bauuntersuchung 2005–07 erbrachte vielfältige Resultate und Funde, unter anderem einen goldenen Karolin von 1735 des Herzogs Karl Alexander von Württemberg.
Zug, Oberwil, Zugersee
Zug, Oberwil, Zugersee
Im September 2010 suchte die Tauchequipe der Stadt Zürich im Auftrag des Amtes für Denkmalpflege und Archäologie am Ostufer des Zugersees nach Resten von Seeufersiedlungen. In Ufernähe zwischen Oberwil und der Räbmatt stiessen die Taucher zufällig auf eine Griffwaffe aus dem Spätmittelalter. Trotz Korrosionsspuren war der 61 cm lange Degen inklusive dem Holzgriff aus Buchsbaumholz ausserordentlich gut erhalten. Direkt im Anschluss an die Bergung wurde der Fund im Sammlungszentrum des Schweizerischen Nationalmuseums konserviert. Es ist unklar, ob das wertvolle Stück mit Absicht versenkt oder zufällig verloren wurde.