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8. Gute Beispiele

Erfolgreiche Restaurierungen mithilfe der Denkmalpflege

Zug, Chamerstrasse 10, Villa Staub mit «Fabrikli»

Restaurierung einer repräsentativen Fabrikantenvilla mit Werkstatt

Die Villa Staub an der Chamerstrasse wurde 1896 an prominenter Lage gegenüber dem Alpenquai am Zuger See erbaut. Das stattliche Wohnhaus und die zugehörige Werkstatt entstanden ausserhalb der Altstadt in einem Gebiet, in dem ab Mitte des 19. Jahrhunderts die ersten Vorstadtvillen errichtet wurden. Die Villa und das sogenannte «Fabrikli» wurden für den Uhrmacher und Firmengründer Carl Ludwig Staub (1852–1931) nach den Plänen des renommierten Zuger Baumeisters Johann Landis (1860–1936) erstellt. Während das Wohnhaus auf den See ausgerichtet und mit einem Garten umgeben wurde, kam die rückwärtig angebaute Werkstatt der neu gegründeten «Elektrotechnischen Fabrik» direkt an die damalige Bahnlinie zu liegen. Im Fabrikli wurden elektrotechnische Geräte wie Schalter, die berühmten «Staube-Sicherige» und Schalttafeln hergestellt.

Johann Landis schuf mit der Villa Staub eine Vorstadtvilla, welche die repräsentative historistische Bauart eines städtischen Bürgerhauses mit dem Baustil eines Landhauses im Heimatstil vereint. Die reiche, in weiten Teilen erhaltene Innenausstattung entspricht dem repräsentativen Äusseren und zeugt vom gehobenen Lebensstandard der aufstrebenden Fabrikantenfamilie. Das an das Wohnhaus angebaute, polychrome Fabrikli ist hingegen ganz der Ästhetik der Industrialisierung der Jahrhundertwende verpflichtet.

2016 entschied sich die 2013 gegründete «Hans A. Staub-Stiftung», die Villa und das Fabrikli mittels einer sanften Sanierung instand zu stellen. Eggenspieler Architekten als Planer sowie die beteiligten Restauratoren und Handwerker waren sehr darum bemüht, das Ensemble im Sinne der Stiftung und der Denkmalpflege zu restaurieren und behutsam umzubauen. Dazu wurden schadhafte Bauteile wie die sandsteinernen Fenstergewände und die hölzernen Rollläden restauriert. Der aus jüngerer Zeit stammende Anstrich der Villa, der sich allzu stark an das Fabrikli anlehnte, wurde durch ein neues Farbkonzept ersetzt. Glücklicherweise konnten die historischen Fenster einschliesslich der historischen Beschläge erhalten bleiben, indem sie aufgedoppelt wurden. Auch im Innern griff man nur geringfügig in die historische Struktur ein. Historische Oberflächen, wie die Terrazzoböden im Flur oder die Parkettböden in den Wohnräumen, wurden restauriert; Täfer, Stuckaturen und Wände aufgefrischt.

Fotografien: © Regine Giesecke

Steinhausen, Wald 1, Wohnhaus

Vom bescheidenen Vielzweckbauernhaus zum geräumigen Wohnhaus

Das ehemalige Bauernhaus Wald 1 ist Teil einer kleinen Ansiedlung, die nordöstlich von Steinhausen unweit des Steihuserwaldes liegt. Der Hof umfasst mehrere Bauten aus verschiedenen Zeiten und ist ringsum von unbebautem Land umgeben. Beim Bauernhaus handelt es sich um ein in der Region nur selten anzutreffendes Vielzweckbauernhaus, bei dem das Wohnhaus und der Ökonomieteil unter einem Dach vereint sind. Das 1719 erstellte Gebäude wurde im Verlauf des 18. Jahrhunderts mehrmals umgebaut und erweitert und erhielt 1787, nach dem Anbau einer Trotte im Norden, weitgehend seine heutige Form. Im 19. und frühen 20. Jahrhundert erfolgten weitere Umbauten im Inneren und Äusseren.

2017 wurde das Vielzweckbauernhaus von den heutigen Eigentümern erworben. Auf Basis einer Planung von Oliver Guntli Architekten, Zug, wurde der ursprüngliche Wohnteil instand gesetzt und die Ökonomie sowie das Dach zu Wohnzwecken umgebaut. Ziel war es, den Charakter des Vielzweckbauernhauses zu wahren und sowohl die Primärkonstruktion als auch die ursprüngliche Binnenteilung so weit wie möglich zu erhalten. In der ehemaligen Stube, die heute zur Wohnküche umgebaut ist, blieb die Ofenkunst, d.h. ein nicht mehr vorhandener Kachelofen des 19. Jahrhunderts, erhalten und wurde mit einem Kachelofen des späten 18. Jahrhunderts ergänzt. In verschiedenen Wohnbereichen, z.B. in der ehemaligen Trotte, blieben die Niveauunterschiede, die von den verschiedenen Bauphasen und den einstigen Nutzungen zeugen, bestehen. Wo immer möglich, wurde die Bohlenständerkonstruktion im Innern sichtbar belassen, sodass der historische Bau in vielen Räumen spürbar geblieben ist. Aussen wurde der Eingang in der Südfassade gänzlich erneuert und mit einem Vordach ausgestattet. Im Bereich des ehemaligen Wohnteils musste die Bohlenständerkonstruktion aus bauphysikalischen Gründen aussen verkleidet werden, sodass sich das Haus neu mit einem Schindelschirm präsentiert. Das vor dem Umbau mit Falzziegeln gedeckte Dach wurde, passend zum Gebäude, mit Biberschwanzziegeln gedeckt.

Fotografien: © Regine Giesecke

Hünenberg, Weinreben, Weinrebenkapelle

Neu sanierter Zeuge der Hünenberger Weinbaukultur

Die spätbarocke Weinrebenkapelle ist geostet und steht an der Hangkante über dem ehemals und heute wieder mit Reben bepflanzten Abhang vom Dorf Hünenberg zur Reussebene. Überliefert ist, dass ein Sturm ein altes Wegkreuz, das über dem mit Reben bestockten Hang stand, zerstörte. Die dreizehn Höfe der damaligen Rebbauern hatten je eine Stimme in der darauf gegründeten Genossenschaft, durch die 1768 ein Kapellenneubau beschlossen wurde. Drei Jahre später war die Weinrebenkapelle erstellt, welche bis heute von den dreizehn Rebbauern gepflegt wird.

Bei der 2017 abgeschlossenen Sanierung legten Kapellen-Genossen in Fronarbeit einen rund 80 cm tiefen Graben im Bereich der Aussenmauern frei, um den Sockelbereich zu entfeuchten. Ein von einer früheren Restaurierung herstammender Zementputz wurde entfernt und Fachleute trugen bis auf eine Höhe von rund 80 cm den neuen, dreischichtigen Kalkputz auf. Ansonsten wurde die Fassade gereinigt und neu gestrichen. Die Trauf- und Ortbretter sowie die Dachuntersichten wurden mit Ölfarbe gefasst, so auch der neu eingedeckte Turmschindelschirm. Das Turmkreuz wurde entrostet und vergoldet. Im Innern wurden die Flächen zwischen den Stuckaturen mit Leimfarbe gestrichen. Die Stuckaturen selbst wurden mit einem Kautschukschwamm schonend gereinigt und nur partiell mit Leimfarbe im bestehenden Ton retuschiert.

Fotografien: © Alois Ottiger, Zug

Zug, Zeughausgasse 14, Untere Münz

Sorgfältiger Wohnungsumbau in einem der schönsten Zuger Profanbauten

Die Obere und Untere Münz an der Zeughausgasse zählen zu den repräsentativsten Profanbauten der Zuger Altstadt. Die Untere Münz entstand zwischen 1604 und 1609 im Auftrag des Schultheissen Johann Caspar Weissenbach. Sie schliesst nördlich an die Obere Münz an, deren Ursprung vermutlich ins frühe 16. Jahrhundert zurückreicht. Beide Häuser wurden unter Weissenbach vereint und westseitig durch Hinterhäuser erweitert, die im frühen 17. Jahrhundert durch eine Galerie verbunden wurden, sodass ein geschlossener Innenhof entstand. Heute handelt es sich bei beiden Häusern um dreistöckige Bauten, deren Hauptflügel bis zum Dach gemauert sind.

Die Wohnung im zweiten Obergeschoss der Unteren Münz wurde ab 1956 von derselben Familie bewohnt. Bei deren Auszug war die Wohnung renovationsbedürftig und Chapuis Architektur GmbH, Zug, wurde für eine Umbauplanung beigezogen. Wie bei den übrigen Wohnungen sollte auch hier die historische Ausstattung so weit als möglich erhalten und sichtbar gemacht werden. Der grossen Stube im Kernbau, die auf die Zeughausgasse und den Hirschenplatz ausgerichtet ist und im Laufe der Zeit stark verändert worden war, wurde wieder ihr ursprünglicher, repräsentativer Charakter verliehen: Kalkputzwände wurden restauriert und die historische Brettertäferdecke mit den profilierten Deckleisten und handgeschmiedeten Nägeln, die mindestens ins frühe 18. Jahrhundert zurückreichen dürfte, konnte als prägendes Ausstattungselement auf Sicht erhalten bleiben. Über einem Bogenabschluss im Bereich des Durchgangs zum Hinterhaus kam eine mit flachem, floralem Schnitzwerk verzierte Balkenuntersicht zum Vorschein, die von jüngeren Farbschichten befreit wurde. Auch im Rest der Wohnung konnten historische Ausstattungselemente wie Türen, Wand- und Deckentäfer sowie die Spindeltreppe im Treppenturm erhalten und sorgfältig restauriert werden.

Fotografien: © Alois Ottiger, Zug

Zug, Artherstrasse 4, Theater Casino

Gesamtsanierung eines beispielhaften Zuger Baus im Stil des Neobarock

Bereits 1843 besass die kleine Stadt Zug einen eigenen Theaterbau. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts erfüllte dieser Bau am Postplatz die Sicherheitsanforderungen nicht mehr und wurde geschlossen. Deshalb musste sich die Theater- und Musikgesellschaft nach einem Bauplatz für einen Neubau umsehen. 1907 bis 1909 realisierten die Zuger Architekten Keiser & Bracher am südlichen Rand der Altstadt den neubarocken Theaterbau. 1979 bis 1981 fügten Hans-Peter Ammann und Peter Baumann nördlich an diesen einen Erweiterungsbau an – an der Stelle, an der bereits Keiser & Bracher eine mögliche spätere Erweiterung vorgesehen hatten. Während die Architektursprache des Neubaus einen deutlichen Kontrast zum neubarocken Theater Casino von Keiser & Bracher bildet, wurde damals insbesondere mit der Farbigkeit eine Verbindung von Alt- und Neubau hergestellt.

Bei der jüngsten Sanierung, die im Herbst 2017 abgeschlossen wurde, verfolgten die Architekten Edelmann Krell das Ziel, die beiden Bauten wieder stärker in ihren epochenspezifischen Eigenheiten zur Geltung zu bringen. Grundlage dafür bildeten unter anderem ausführliche Untersuchungen der ursprünglichen Farbigkeit an den Fassaden und in verschiedenen Innenräumen. Dabei konnten die Farbfassungen der Bauzeit 1907 bis 1909 wie auch die Massnahmen des Umbaus von 1979 bis 1981 gut dokumentiert werden. Ferner zeigte sich bei den Untersuchungen im Innern, dass die auf historischen Schwarz-Weiss-Aufnahmen aus der Bauzeit sichtbaren Dekorationsmalereien an vielen Stellen unter den späteren Übermalungen noch erhalten waren. Da die Befundlage über die bauzeitliche Farbigkeit und Ausstattung des Theater Casinos sehr gut war, entschied man sich, zu dieser Erscheinung zurückzukehren. Die Fassaden wurden wie zur Bauzeit in einer Abstufung von Grau- und Weisstönen gefasst, im Innern stellte man die historischen Dekorationsmalereien nach Befund wieder her, soweit dies aufgrund der vorhandenen Informationen möglich war. Ein grosser Gewinn für den Festsaal ist die Wiederöffnung der verglasten Türöffnungen zwischen dem Festsaal und den seitlichen Räumen im Obergeschoss, die beim Umbau von Ammann und Baumann zugemauert worden waren. Dadurch erhält der Saal wieder seine ursprüngliche lichte Raumatmosphäre. Im Erdgeschoss wurde der Eingangsbereich zum grossen Festsaal, am Übergang zwischen Alt- und Neubau, neu gestaltet. Die «Nahtstelle» wurde deutlicher sichtbar gemacht, ohne aber der Eingangshalle ihre Grosszügigkeit zu nehmen.

Fotografien:  © Amt für Denkmalpflege und Archäologie Kanton Zug, © Roger Frei, Zürich 

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